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Die Gefahr der Aussage :" Ich schau jetzt mal auf mich"

 

Ich kann mir gut vorstellen, dass ich mit diesem Blog einige Wogen eher entstehen lasse als sie zu glätten. Doch seit einiger Zeit nehme ich eine Woge der Veränderung vor allem bei Frauen wahr, die in vielerlei Hinsicht zwar empfehlenswert ist, dennoch eine gewisse Gefahr in sich birgt.

 

In diesem Blog möchte ich gerne dieses Thema auf zwei unterschiedlichen Ebenen betrachten, die für mich sehr wohl zusammen gehören und daher auch gemeinsam einen Sinn ergeben, die psychologische und die spirituelle Sicht. Keines der beiden ist richtig oder falsch. Beide sind in erster Linie eine Wahrnehmung von mir und jede Frau darf  selbst für sich wahrnehmen, in wie fern meine Aussagen stimmig sind.

 Zuerst möchte ich gerne ein Beispiel aus meinem eigenen Leben beschreiben, in dem ich selbst diesem Satz "Ich schau jetzt mal auf mich" gefolgt bin. Was dies aber für meine Familie, Freunde und Bekannte zu bedeuteten hatte, wurde mir erst später klar. 

Viele Menschen und Klienten wissen, dass ich geschieden bin. Einige haben den Scheidungsweg, wie auch die Zeit davor und danach miterlebt und können wohl dazu eine eigene Geschichte erzählen.

Grundsätzlich war es für alle Beteiligten nicht einfach, vor allem die Zeit vor der Scheidung.

Ein Muster, welches ich seit meiner Kindheit in mir trug und auch noch trage ist das Muster:

 

" Ich möchte, dass es allen gut geht" und "zuerst alle anderen und dann erst ich"

 

 Ich denke, einigen von euch kommen diese Aussagen bekannt vor.

 

Diese Aussagen sind auch nicht von schlechten Eltern. Es bindet die Energie und laugt uns immer mehr aus. Irgendwann kommen wir zu einem Punkt, an dem uns dieses Muster auffällt und uns nervt.

Wir wollen das nicht mehr haben! Wir wollen unseren Freiraum! Wir wollen unseren Platz! Wir wollen gesehen, gehört und vor allem verstanden werden! Ist es nicht so?

Plötzlich beginnen wir mehr auf uns zu schauen, aber am Meisten entdecken wir, was wir nicht mehr wollen. wir versuchen mit "Gewalt" unser Recht einzufordern und sehr oft nennen wir das dann "Selbstbewusstsein".

 

Doch im Grunde, wenn man es von mehreren Seiten betrachtet ist es ein Kampf gegen die "Regeln", die wir tagein tagaus befolgt haben. Wir fühlen uns als Opfer und die anderen sind Schuld!

 

Aus einer psychologischen Sicht befinden wir uns im "Dramadreieck". Das Dramadreieck beinhaltet 3 Positionen:

  • Täter
  • Opfer
  • Retter

In jeder Art eines Konfliktes befinden wir uns in einer Bewegung des Dramadreiecks. Dabei bleiben wir eher selten in einer Position. Die Positionen werden schnell gewechselt, was bedeutet, dass das Opfer auch Täter ist und der Täter Opfer. Meist gibt es dann auch einen Retter, der sich auf die Seite des Opfers schlägt und dabei selbst zum Täter wird. (Mehr über das Dramadreieck findest Du im Internet)

Betrachten wir nun gemeinsam meine damalige Situation vor meiner Scheidung mit den Sätzen:

 

"ich möchte, dass es allen gut geht" und " zuerst alle anderen und dann ich"

 

Dies sind Sätze, die mich immer in eine Opfer Rolle bringen. schließlich sehe ich mich als Opfer der Umstände, vor allem wenn es mir zu viel wird und ich danach emotional reagiere,  ins Burn out oder in eine Depression gehe. Schuld sind immer die Menschen, deren Bedürfnisse ich zu befriedigen habe, oder die nach meiner Sicht nicht in der Lage sind, ihre Bedürfnisse selbst zu stillen- wobei ich selbst es ja in diesem Moment auch nicht tue, oder? ;-)

Mit ziemlicher Sicherheit finde ich einen Täter und suche mir vielleicht auch noch einen Retter, damit ich mich noch mehr schwach fühle und klein.

 

In meiner Zeit vor meiner Scheidung begann ich an mir zu arbeiten. Ich löste alte Muster auf, nahm mir zeit für Ausbildungen und auch Zeit für mich- natürlich mit meinem damaligen Mann abgesprochen. Ich hatte das Gefühl, dass endlich mal MEINE Zeit gekommen ist und ich nahm mir das recht auch heraus. Schließlich habe ich eh vorher alles für andere getan. Jetzt komme mal ich dran!

Zum damaligen Zeitpunkt war dies meine beste Entscheidung gewesen und fühlte sich auch richtig an. Jetzt bin ich mir zwar sicher, dass mein Weg genauso okay ist, aber zu welchem Preis? Welche Freundschaften haben ich gefährdet? Wie stark habe ich meine Familie damit belastet? Wer musste wie stark plötzlich auf meine Bedürfnisse achten? und vor allem: Was passierte mit meiner Energie und mit meinem Umfeld?

 

In meiner Lebensberater Ausbildung, die ich damals besuchte, lernten wir die Logischen Ebenen kennen. Diese Ebenen bestehen aus 6 Teilen:

 

  • Umwelt
  • Verhalten
  • Fähigkeiten
  • Werte und Glaubenssätze
  • Identität
  • Spiritualität und Zugehörigkeit ( dies hat sich noch im Laufe der Zeit dazu entwickelt)

Man geht nun davon aus, dass jede Veränderung eine Auswirkung auf die anderen Ebenen hat. Ist eine Veränderung weit oben angelagert, so wirkt dies sich enorm auf die untern Ebenen aus. Verändere ich also meinen Glauben oder meine Identität, so wird mein Umfeld, mein Verhalten, meine Fähigkeiten sich ebenso verändern. Daher ist es wichtig, diese unteren Ebenen immer im Auge zu behalten.

 

Und da komme ich jetzt auch schon zum Thema dieses Blogs: "Zur Gefahr"

In Betracht auf die zwischenmenschliche Beziehung wird eben eine starke Veränderung auf der Identitätsebene enorme Schwankungen im familiären und freundschaftlichen Bereich nach sich ziehen. Plötzlich will man nicht mehr mit der einen oder anderen Person zusammen sein, der Partner ist nicht mehr gut genug, die Freunde lästig oder nervig. Man möchte Abstand, Ruhe oder einfach gar keinen Kontakt mehr. 

Für die Umgebung entsteht der Eindruck von Egoismus, der Betreffende bezeichnet es als Selbstbewusstsein.

 

Was ist es nun und was sagt die Ebene der Spiritualität dazu?

 

Ich denke, es ist egal, wie wir es nennen. Fakt ist: Verändert sich ein Mensch, so ist die Umwelt "gezwungen" sich mit zu verändern, oder es wird ausgemustert. Alles was zu eng ist, wird weggeschmissen oder aus dem Leben verbannt, wie Kleidung, egal wie die Beziehung vorher war. Meist wird dies heutzutage über Medien (Whatsapp, E Mail oder SMS) erledigt, was eine Verarmung der Gesellschaft deutlich macht. Lieber keinen persönlichen Kontakt!

Natürlich möchte ich anmerken, dass es Ausnahmen gibt. Nicht jeder Mensch reagiert so, jedoch bemerke ich gerade in dieser besonderen Zeit, dass "Jetzt zuerst ICH" ein regelrechter Boom ist. Dies zeigt sich auch im Straßenverkehr und in sehr vielen zwischenmenschlichen Begegnungen.

Auf der Ebene der Spiritualität jedoch gibt es kein "ICH" und "DU". Auf dieser Ebene gibt es nur ein wir. Wir sind Eins, wir sind verbunden, wir sind Spiegel, wir sind gleich, wir sind neutral.

Das bedeutet:

Wenn wir ausmustern, so entfernen wir einen Teil von uns selbst, ohne auch nur die Bedeutung dieses Teils zu reflektieren. Wenn wir uns von diesen "negativen" Menschen trennen, so trennen wir uns von einem "negativen" Teil in uns. Den Teil, den wir wirklich nicht wahrhaben wollen- gerne auch Schattenseite genannt.

Wir, also jeder Mensch, sind Teil eines größeren Plans und daher ist es wichtig, dass wir uns nicht gegenseitig bekämpfen. Dies wäre sonst der 3. Weltkrieg - der Krieg mit uns selbst. Der ist doch zum Scheitern verurteilt, oder?

 

Wie kommt man nun raus aus dieser "Gefahr"?

 

Durch Bewusstwerdung.

Nicht der andere ist schuld, dass wir nie auf uns geschaut haben!

Nicht der andere ist schuld, dass wir nie zeit für uns hatten!

Nicht der andere ist schuld, dass wir uns beengt fühlten!

 

Wir selbst haben das alles getan, oder nicht getan, auch wenn es sich wirklich doof anfühlt!

 

Beginnt man dann plötzlich sich die Freiräume freizuschaufeln und das meist vehement, fragt sich natürlich das Umfeld, warum dies nun so ist und was das zu bedeuten hat. Freiräume freischaufeln ist schon gut und richtig, wenn man sein eigenes Umfeld dabei auch mit einbezieht und man dies gut kommuniziert, müssen auch keine Beziehungen in die Brüche gehen. Achtsamkeit und Respekt sich selbst und dem anderen gegenüber sind die grundlegendsten Fähigkeiten, die es zu beachten gilt. Schließlich will jeder eine glückliche Beziehung zu seinen Mitmenschen haben, oder?

Wir können uns nicht trennen, auch wenn der andere und vermeintlich nicht gut tut.

 

Betrachte eine Münze. Sie hat zwei Seiten und ohne die Seiten wäre sie keine Münze. Was würde passieren, wenn Dir nur die eine Seite gefällt, Du aber die andere nicht magst? Ist sie deshalb nicht mehr wichtig für Dich? Ist sie deshalb eine schlechte Münze? kannst Du die Seite, die Dir nicht gefällt von der schönen Seite trennen? Nein, weil beides zusammen gehört. Du kannst immer nur die schöne Seite betrachten, aber wahrscheinlich wirst Du dabei die schlechte Seite in der Hand oder in den Fingern halten oder? Du kannst also nicht die beiden Seiten trennen, da sie zusammen gehören. Du musst mit der schlechten Seite "leben" und sie sogar halten. Du berührst sie, sie ist also ganz nahe bei Dir. manchmal sogar näher als die schöne Seite, die Du nur betrachtest. Was könntest Du davon lernen? Was denkst Du nun darüber?

 

Es ist nicht schlecht, wenn man lernt mehr auf sich zu schauen- Selbstliebe zu üben. Aber vergiss bitte dabei nicht Dein Umfeld. Dieses Umfeld ist jenes, welches Dich lange begleitet hat und ich glaube nicht, dass Du lieber ganz alleine bist, denn dazu ist der Mensch ein viel zu starkes soziales Wesen.

Bitte denke an Dich und beziehe Dein Umfeld mit ein.

 

 

Und bitte:

 

Lasst diese Beziehungsvernichter Whatsapp, Facebook, Telegram, Insta oder wie sie alle heißen mögen aus dem Spiel, wenn es um eine Klärung eines zwischenmenschlichen Themas geht!

Ich weiß, das ist manchmal leichter, aber für ein gegenseitiges Wohlbefinden nun mal kontraproduktiv!

 

Wenn die kosmische Quelle gewollt hätte, dass die Kommunikation zwischen Menschen über diese Medien abläuft, dann wäre diese Möglichkeit schon längst in unserem System integriert gewesen. :-)

 

Herzlichst Deine Ulrike

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