Wer sind wir

 

Diese Seite ist eine ganz besondere Seite. Sie ist einigen Verstorbenen aus den Kriegen gewidmet, die nie die Möglichkeit hatten, zu sprechen. Nach einem Aufstellungstag wurde mir ein neuer Auftrag bereitet, den ich gerne angenommen habe. Zuerst überlegte ich, ob ich überhaupt die Zeit dazu habe und auch die Bücher dazu, um die Worte der Verstorbenen festzuhalten. Etwas später jedoch kam für mich die klare Entscheidung, eine Seite auf meiner Homepage, für genau diese Worte der Kriegsopfer, zu widmen.

Sie dürfen gelesen werden, und sollen  sogar. Denn es gibt viele von ihnen, die niemals mehr die Möglichkeit hatten zu sprechen oder sich mitzuteilen. Einige stecken sogar noch im Krieg fest, obwohl dieser schon lange vorbei ist.

Wenn ich mir so überlege, ich wäre in dieser Ebene gefangen, ich würde auch gerne eine Möglichkeit der Kommunikation haben. Es macht einfach vieles erträglicher.

Wenn Du also diese Zeilen liest, so lies sie bitte in einer Haltung von Achtsamkeit und  Respekt . Gerne kannst Du danach eine Kerze anzünden oder liebevoll an die Person oder Personen denken. Das ist sehr hilfreich und ein Friedensakt. Vielen Dank.


Mein Name ist Franz. Ich bin sehr wütend über den Krieg. Kriege sind nur da, um Menschen zu töten, die es gar nicht verdient haben zu töten oder getötet zu werden. Wer denkt sich nur diese Kriege aus? Was haben sich diese wichtigen Männer nur gedacht dabei, als sie den Krieg begannen? Ich wollte in keinen Krieg, ich wurde eingezogen. mein Leben war lang und endete in Gefangenschaft. das war nicht schön. Jeden Tag und jede Nacht betete ich, es soll endlich vorbei sein. Damit die Angst besiegt wird, warten auf den Tod, das war das letzte, was ich noch tat. Ein Mann sollte genau das nicht tun, aber es war für mich der letzte Ausweg.


Mein Name lautet Herbert. Ich bin tot. Meine Augen sahen Leid und sehen es immer noch. Ich hatte ein Frau und zwei Söhne und ich hoffe, sie haben es überlebt. Familie ist mir wichtig und meine Söhne müssen gut erzogen werden. Es muss und soll auch keine Gewalt in der Familie geben. Meine Söhne sollen glücklich sein und eine gute Arbeit lernen. Schlosser oder Bäcker wäre gut. Ich bin ein einfacher Mann und meine Söhne sollen einen guten Beruf haben, damit sie es einfach haben. Ich bete zu Gott, dass sie überlebt haben.


Man nannte mich Sam. Die Zeit im Krieg war für mich sehr kurz und doch ist sie immer noch so stark in mir, dass ich nicht weiß, wie ich wieder aus dieser Zeit rauskomme. Es ist nicht wichtig, dass ich erzähle, was passiert ist. Wichtig ist mir, dass ich mein Talent leider nicht ausleben konnte. Ich liebte das Klavier zu spielen. Musik war ein wichtiger teil von mir. Mit der Musik konnte ich all meine Gefühle verstecken, Musik kann vergessen lassen. Daher begann ich während des Krieges, während des Tötens, zu singen. Gerne hätte ich diese Musik meinen Kindern vorgesungen oder sogar vorgespielt. Ich hätte sie gerne in den schlaf gewogen oder sogar getröstet damit. In der letzten Schlacht sang ich für meine Brüder und mich. Damit das Grausame nicht so nahe an die Seelen kommen konnte. Das war meine Aufgabe.


Mein Name ist Frederic. ich war schon ein sehr lebensfroher junger Bursche. Ich hatte mich ziemlich in ein hübsches Mäderl verguckt. Sie hieß Lorelei. Eine bezaubernde Dirn, wirklich reizend. ich hätte mir wirklich eine große Familie mit vielen Söhnen gewünscht, hab oft an sie gedacht. Hab mir oft ausgemalt, wie ich in ihren Armen liege, auf einer Blumenwiese, so schön, wie es nur Maler zeichnen könnten. Hab sie mir in einem weißen Kleid vorgestellt, so zuckersüß. Anders hätt ich die Dunkelheit ned ausghalten. Die Wache war sehr unfreundlich zu uns. Sie haben uns beschimpft, auf uns gespuckt, ausgelacht. Als sie uns dann zur Mauer gebracht ham, sah ich sie wieder, meine Lorelei, sie sah so bezaubernd aus. Die Schüsse hab ich noch gehört, es wurde kurz dunkel aber das Bild ist geblieben.


Mein Name ist Peter und ich war ein Pater im Krieg. Als Pater war ich berufen worden, von Gott, den Leidenden und Sterbenden zu helfen. Ihre leiden lindern, ihre letzten Worte zu hören und sie auch aufzuschreiben. ich dachte, Gott wird mich heil aus dem Krieg zurück kehren lassen, damit ich die Worte an die Angehörigen weiter geben kann, aber es ist wohl anders gekommen. Immer dann, wenn ein Kämpfer verstorben ist, habe ich ein seltsames Licht auf deren Haupte gesehen. Ich glaube, es war die Seele. Die Stille in diesem Moment ist so still, dass man fast Angst bekommt, taub zu sein. aber diese Stille ist das Einzige, was den sterbenden die nötige Ruhe gibt. Ich möchte hier die Namen der gestorbenen Männer weitergeben.

 

Maximilian Heltner

Andreas Feichter

Johannes Kraup

Henrik Seiter

Felix und Fritz Leicht

Josef Gerich

Bernd Isenovic

Karl Muliar

Werner Gruber

Peter Freund

Peter Sachs

Stefan Lublier

Daniel Klopp

Michael paulus

Theodor Herrst

Michael Veist

 


Mein Name ist Urs. ich glaube, so war mein Name. Viele vergessen ihre Namen, weil sie die Bilder des Krieges vergessen wollen, dann vergessen sie sogar ihre eigenen Namen. Als Lehrer habe ich mich immer für die Geschichte der Menschheit interessiert und vor allem für das warum? Warum bekriegen sich die Menschen? Als dann wirklich der Krieg fast vor meiner Haustür stattfand, konnte ich es kaum glauben. Plötzlich ist man genau dort, wo man niemals sein wollte. Ein Weglaufen ist nicht möglich. Es ist, wie wenn man innerlich schreit :" Stop! Seht ihr nicht was passiert?" Das Grausame ist jedoch, dass man mitgerissen wird. Ein dagegen stellen wird nicht geduldet. Bist du anderer Meinung, bist du des Todes. Aber selbst im Krieg bist du des Todes. Du musst damit rechnen, oder es rechnet jemand für dich. Man lebt nur noch von einem Moment zum anderen, oder stirbt man von einem Moment zum anderen? Keine Familie zählt, keine guten Worte. Du bist dann nur noch eine Nummer oder sogar lediglich nur ein Bauer, der an seinen Platz geführt wird und dort stirbt. Wie klein man sich dann fühlt, wie niedrig und arm....Gott gebe, dass meine Nachkommen keinen Krieg erleben müssen.


Mein Name ist Lenka. ich möchte, dass mein Mann erfährt, dass ich nicht geflüchtet bin. Ich bin bei unserem haus geblieben. Ich wollte auf ihn warten. Aber plötzlich waren da die Männer. Sie kamen von allen Seiten und wollten unser Haus und unser essen. Ich habe mich geweigert. da hat einer in meinen Kopf geschossen. Ich weiß nur noch, dass sie mich in eine Grube geworfen haben und diese dann zugeschüttet haben. Ich habe auf dich gewartet.


Mein Name ist Josef und ich bin alt. eigentlich war ich schon viel zu alt für den Krieg, aber ich wollte mein Land beschützen.  Ich wollte meine Kinder und Enkel beschützen, also zog ich in den Krieg. Bitte verzeiht mir, dass ich es nicht schaffte. Ich schäme mich so sehr und hätte mich auch nicht unter eure Augen getraut. ich schäme mich. Ich war ein sehr einfacher Bauer und wollte nur meine Familie beschützen und mein Land.


Ich kann mich an meinen Namen nicht mehr erinnern, aber ich bin stark verwundet. Ich spüre es aber kaum. Ich glaube, ich kämpfe noch immer, kann das sein? Gibt es immer noch Kriege auf dieser Erde? Wie kann das sein? warum kann ich mich immer noch nicht lösen? Warum denken Menschen immer nur an Macht und benutzen andere für ihre Spielchen? Warum müssen immer so viele Menschen dafür sterben?

Es sind ja nicht nur Männer, es sind auch Frauen und Kinder. Einmal, als wir eine Kriegspause hatten, fanden wir einen Hund. Die Männer in unserem Lager waren so besessen, dass sie diesen Hund solange folterten, bis er tot war. Ich konnte das Weiße in ihren Augen sehen und fragte mich, wer wohl das Tier nun ist. Kann man sich sogar vorstellen, dass Menschen die Gewalt und den Krieg wollen? ich nicht mehr! Hört auf damit, gegen andere zu kämpfen, hört endlich auf damit!


Ich heiße Johann. Ich kann mich kaum noch an etwas erinnern, außer dass meine Frau schwanger war. Hat sie unser Kind gut zur Welt gebracht, das fragte ich mich sehr oft. Selbst als ich Menschen töten musste, glaubte ich in ihnen auch Väter zu sehen. Es ist unmenschlich, wenn man gezwungen wird auf andere Menschen zu schießen. ich bitte euch alle- geht den Weg des Friedens und nicht den des Krieges.


Mein Name ist Sebastian. Meine Mutter benannte mich nach einem Heiligen. Sie hoffte damit, dass ich unter seinem Schutze stehen würde und ich so in meinem Leben beschützt sei. Schutz ist etwas, was es in Zeiten der Not kaum gibt, denn welcher Schutz kann einem vor Kugeln schützen, die einem um den Kopf fliegen? Oder vor Granaten, die im Boden vergraben sind? Ich betete oft zum Hl. Sebastian und ich glaubte sogar, seine Stimme zu hören.

In dem Moment, als es plötzlich furchtbar laut wurde, war plötzlich gleichzeitig eine angenehme Stille da. Wie wenn die zeit angehalten wurde. ich sah ein Licht- oh liebe Mutter- wenn du es nur gesehen hättest. Aber du warst nicht dabei, Mutter, du hast es nicht gesehen. ich hoffe, du hast nicht allzu sehr um mich geweint.


Mein Name ist Petrovic. An meinen Vornamen kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich weiß so wenig von mir, dass es mich traurig macht, aber es wird wohl der Krieg sein, der mein Gedächtnis ausgelöscht hat. Ich denke oft an meine Familie, ob ich Kinder habe, das weiß ich auch nicht mehr. warum ist das so? Haben sie mich ausgelöscht? Kann man einen Menschen auslöschen?


Mein Name ist Josefa und ja ich bin eine junge Frau gewesen. Als sie meinen Bruder abholten, wusste ich, dass ich ihn nie wieder sehen würde. Ich wusste, er würde sterben, ohne dass ich ihn je wieder sehen würde. Was der Krieg bedeutete und dass dies ein Todesurteil sein könnte, war mir nicht so wichtig. Wichtig war mir mein Bruder, also schnitt ich mir die Haare kurz, zog mir eine Hose und ein Hemd von meinem Bruder an. Ich wollte in seiner Nähe sein und ihn beschützen. Doch ich kam nicht in sein Regiment. Ich wurde in ein anderes Lager geschickt. Viele Tränen vergoss ich in den Nächten der Einsamkeit und der Angst um meinen Bruder. Habe ich mir Sorgen um mich selbst gemacht? Nein. Unser Lager wurde bei Sonnenaufgang angegriffen und ich starb, ohne meinen Bruder je wieder zu sehen. Ob er gestorben ist und vor allem wo, das weiß ich nicht. Ich suche ihn immer noch zwischen den Welten. Er hieß Karl Menning


Mein Name ist Franz. Ich wurde mit 39 Jahren in den Krieg gegen Russland berufen. Ich war ein Gegner des Krieges, habe immer wieder mit positioniert und als Strafe wurde ich eines Nachts einfach aus meinem Haus, weg von meiner Familie, in eine Baracke gebracht. Dort saßen wir und hatten Angst. ich war einer der Ältesten und einige jüngere fragten mich, was sie tun sollten -  Ich wusste es nicht. Ich hatte selbst Angst. Es ist kaum vorstellbar, wenn man weiß, man sieht seine Familie wohl nie wieder und ich begann still zu weinen. Niemand sollte sehen, dass ich weinte. Ich glaube, es ging nicht nur mir so. Dort, in der Baracke stank es nach Urin und Angst. Wir bekamen nichts zu essen und auch nichts zu trinken. ich hatte das Gefühl sie wollten, dass wir Angst haben. Ich konnte keine Zukunft mehr sehen, ich konnte mir plötzlich auch meine Familie nicht mehr vorstellen, ich hatte keine Bilder mehr, die mir Freude bereiteten. Wann hatte ich diese schon? 

Ich glaube es war der nächste Tag, als wir aus der Baracke geholt wurden und wir auch etwas zu essen und zu trinken bekamen.

Jemand gab uns danach Kleidung und Gewehre, dazu Munition. Jetzt hatte ich noch mehr Angst. Wir wurden auf Autos verfrachtet, wie Vieh. Namen spielten keine Rolle, wir wurden stumm. Es gibt nichts Schlimmeres als stumme Tränen und schlummernde Angst! Den Weg zum ersten Einsatz weiß ich nicht mehr.

Der erste Einsatz war das sichern der Bestände. Ich dachte mir, wenn es so bleibt, sehe ich vielleicht doch wieder meine Familie. Viele Tage, oder waren es Wochen, war ich nur im Lager und kochte und zählte den Bestand. Der Kriegslärm war ständig anwesend. Immer wieder kamen Verwundete. Sie schrien oder waren sehr still. All das berührte mich kaum. Ich glaube, ich hatte mich da schon so weit von mir selbst entfernt, dass ich nur wie eine Maschine funktionierte.

 

Dann geschah das, was ich vielleicht sogar immer befürchtete. Auch ich musste an die Front. Ich sehe meine Familie nie wieder! Was kann ein Mensch alles aushalten? Ich funktionierte- ich schoss- ich tötete, um zu überleben! Ich wurde rasend, wie ein Stier- bitte urteilt nicht über mich!

Ich tötete Väter und Kinder, die nicht im Krieg sein sollten! Ich hörte ihre Mütter weinen und trauern!

Ich wusste es ist falsch und dennoch tat ich es , weil ich überleben wollte- bitte verzeiht mir.

 

Ich fühle noch immer den Krieg. Es ist, wie wenn er noch immer besteht. Ich folge dem Befehl auch wenn er sich unlogisch anhört, noch immer. Ist der Krieg wirklich zu Ende? Ich weiß, meine Familie möchte mich wieder gerne sehen, aber ich glaube, das geht nicht mehr. Ist der Krieg zu Ende? Ich fühle es noch nicht! Aber ich weiß, der Krieg wird bald zu Ende sein und dann bin auch ich wieder frei. Bitte vergebt mir- ich wollte nur leben!


Ich bin Leopold. Schon als Kind habe ich davon geträumt in den Krieg zu ziehen. Ich meine damit keine Träume in der Nacht, ich hatte mir oft vorgestellt, im Krieg zu sein. ich fühlte mich dabei als Mann, vollwertig und wichtig, denn als Kind in meiner Familie, war ich nicht wirklich wichtig. Als dann der richtige Krieg ausbrach, freute ich mich endlich eine gute Arbeit zu bekommen. Es klingt sehr anders, als man denken mag, aber ich freute mich wirklich darauf.

Oh, wie habe ich mich nur getäuscht und wurde ich auch getäuscht, so wie Dutzende Jungs. Der Krieg ist ein einziges Massaker , ein einziger Platz des Todes und der Qual. Ich weiß, ich bin schon gestorben und ich weiß, dass ich an dem Krieg nichts mehr ändern kann, aber ich bete zu Gott, dass Kinder niemals einen Krieg miterleben müssen. Ich bin traurig, dass ich meine Zeit als Kind und als junger Kerl nicht so genießen konnte, dass ich nie dankbar war. Ich hätte dankbar sein sollen für die Arbeit, die mir angeschafft wurde. Damals, als ich noch ein junger Kerl war, der vom Krieg träumte und eine wichtige Arbeit erhoffte.